Am 17.6.2025 stand bei unserem Veranstaltungsformat „LINGA konkret“ alles im Zeichen der pflegenden Angehörigen – einem Thema, das nicht nur viele Menschen persönlich betrifft, sondern auch gesellschaftlich und wirtschaftlich von immer größerer Bedeutung ist.
Unter dem Titel „Pflegende Angehörige zwischen Beruf und Betreuung“ beleuchtete der Workshop bei unserem Projektträger Niedersachsen.next Herausforderungen und Perspektiven für Menschen, die Arbeit und Pflege miteinander vereinbaren. Den Auftakt machte LINGA Projektleiterin Delia Balzer mit einer Einführung in das Thema, um gemeinsam Anknüpfungspunkte für die interdisziplinären, studentischen LINGA Wochen 2026 zu setzen.
Prof. Dr. med. Barbara Zimmermann von der hochschule 21 in Buxtehude forderte in ihrem Impuls-Vortrag konkrete Lösungen „im Hier und Jetzt“, für Betriebe wie auch für Pflegende. Sie machte deutlich, dass Prävention und „mehrgleisige Lösung“ ganz zentral für aktuelle und zukünftige Herausforderung sind. Bis 2040 werde die Zahl der Pflegebedürftigen um 45 Prozent zunehmen. Dabei müsse der Blick auch auf die heterogene Gruppe der Pflegenden geschärft werden, denn Jugendliche pflegen ihre Eltern, oder Großeltern gleichermaßen und an kultursensiblen Angeboten fehlt es, trotz steigenden Anteiles an Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Gesellschaft. Besonders wichtig seien, so das Fazit von Prof. Zimmermann:
- Prävention zu forcieren, um Pflegebedürftigkeit prozentual zu senken (Sport und Bewegung sind sehr wichtig),
- Unternehmen zu informieren und für das Thema „Vereinbarkeit“ fit zu machen sowie
- pflegebezogene Bildungssysteme in den ländlichen Räumen zu stärken.
Mehr Sicherheit oder neue Ungleichheit?
Dr. Sarah Hampel vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) setzte sich kritisch mit Verantwortungsmodellen auseinander. Unter dem Titel „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im neuen Verantwortungsmix – mehr Sicherheit oder neue Ungleichheit?“ lenkte sie den Blick auf Gerechtigkeit und Systemfragen in Hinblick auf Vereinbarkeit. Das Nachbarland Nordrhein-Westfalen bietet für Unternehmen die Plattform „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ an. Es unterstützt Unternehmen dabei, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für die Beschäftigten mit Pflegeverantwortung zu verbessern und gleichzeitig deren weitere Tätigkeit im Unternehmen als Fachkräfte zu sichern. Das Landesprogramm vernetzt Betriebe zudem mit der Pflegeinfrastruktur vor Ort und bildet z.B. betriebliche Pflege-Guides aus.
Hilfe zur Selbsthilfe
Christiane Hüppe brachte als Vorständin von „wir pflegen“, der Interessenvertretung pflegender Angehöriger in Niedersachsen e.V., die Perspektive der Selbsthilfe ein. Ihr Beitrag über die Arbeit und Anliegen pflegender Angehöriger in Niedersachsen zeigte, wie wertvoll gemeinschaftliches Engagement und die Hilfe zur Selbsthilfe ist. Gemeinsam mit verschiedensten Partnern organisiert der Verein „wir pflegen!“ vom 6. bis 12.10.2025 die 1. Aktionswoche der pflegenden Angehörigen in Niedersachsen unter dem Motto „Pflege geht uns alle an“.
Unser herzliches Dankeschön geht an alle Referentinnen für ihre spannenden Beiträge und an alle Teilnehmenden für den offenen und intensiven Austausch. Wir freuen uns jetzt schon darauf, bei den LINGA Wochen 2026 mit dem Landkreis Lüneburg die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unter dem Thema „Pflegende Angehörige“ in den Fokus zu rücken!
Hören Sie rein in unseren Podcast
Thema: Informationstechnologie für sorgende Angehörige
Einkaufen, Arztbesuche, Bankgeschäfte, Notfallhilfe – die Alltäglichkeiten, wobei fürsorgende Angehörige ältere Menschen unterstützen, sind facettenreich. Im Idealfall ist die Hilfe auf mehrere Schultern verteilt oder/und es gibt „Sorgearrangements“. Wie kann hier die moderne Informationstechnologie helfen? Das erforscht Professor Dr. Anne Meißner von der Universität Hildesheim am Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik im neuen Bereich „Informationstechnologie für die sorgende Gesellschaft“.
Im Gespräch mit Niedersachsen.next nennt sie als bewährtes Beispiel ein Tablet mit Apps – z.B. für Videoanrufe oder Textnachrichten. Voraussetzung: damit umzugehen wurde geübt und die Technik erfüllt bedarfsgerecht das, was sie verspricht. Aber auch für diejenigen, die Fürsorge übernehmen, finden in der Informationstechnologie z.B. eine Möglichkeit, sich mit Menschen in ähnlicher Situation auszutauschen.