Am Montag, den 28.4.2025 hatten wir bei Niedersachsen.next wieder einen inspirierenden Nachmittag mit unserem neuen Format „LINGA konkret – THEMEN.WISSEN.AUSTAUSCH“. Da das Thema die Menschen ab 55plus genauso betrifft, wie Unternehmen, hatten wir dazu in Kooperation mit Niedersachsen.next Innovationsnetzwerk Multiplikator*innen eingeladen. Zum Thema „Ruheständler, das ungenutzte Potential!“ diskutierten ressort- und disziplinübergreifend über 20 Teilnehmende über Chancen und Herausforderungen.

Zeigt eine Gruppe von Personen bei einer Veranstaltung im Next, aufgereiht vor einer weißen Wand.

Frank Leyhausen von AgeForce1 führte mit seinem Impulsvortrag ins Thema ein und betonte: Vor allem an unseren Altersbildern müssten Unternehmen und Gesellschaft noch arbeiten, zumal wir damit mittlerweile die „Künstliche Intelligenz“ füttern! Mit dem Alter wird vor allem der Ruhestand assoziiert – passiver Müßiggang auf der Parkbank – und leider nicht die produktiven, erfahrenen Senior*innen in der Arbeitswelt. Es mangelt an einer Strategie für Erwerbstätigkeit im Ruhestand und Betriebe müssen das Thema „Renteneintritt“ endlich aus der Tabuzone holen. Die Belegschaft sollte frühzeitig auf diese Lebensphase vorbereitet und Angebote geschaffen werden. Der Ruhestand ist ein wichtiges Lebensereignis, dessen gutes Gelingen wesentlich zum gesundheitlichen Wohlbefinden beiträgt. Warum gehen dann 80 Prozent der Arbeitnehmer*innen völlig unvorbereitet in diese Lebensphase? Umfragen zeigen: Ruheständler, die noch in Teilzeit berufstätig sind, sind mit ihrem Leben am zufriedensten. Lesen Sie mehr im Buch „Graues Gold statt altes Eisen“ von Anja Klute und Frank Leyhausen, oder im Interview mit Wolfgang Grupp über Wertschätzung gegenüber langjährigen Mitarbeitenden.

Frank Leyhausen bei einem Vortrag.

Annette Geiger vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw-Gruppe) stellte im Anschluss die Vermittlungs-Plattform „Talente in Rente“ vor. Gesponsert durch die vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.) sowie gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, bringt die Plattform offene Stellen in Unternehmen mit Ruheständlern zusammen. Sie ist ein Baustein der Initiative Fachkräftesicherung FKS+ in Bayern – als Jobbörse für Menschen im Ruhestand und für Unternehmen mit Fachkräftebedarf. Nach zwei Jahren Projektlaufzeit zeigte sich jedoch eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage: viele interessierte Ruheständler auf der einen Seite, aber nur wenige Stellenangeboten seitens der Unternehmen, da in den Personalabteilungen (zumeist besetzt mit jungen Menschen) ein überholtes Altersbild dominiert. Daher werden Unternehmen nun aktiv angesprochen, um für die Plattform und das Programm zu werben sowie Tipps zur Rekrutierung erfahrener Fachkräfte zu geben:

  • Stellenanzeigen auf die Anforderungen von Menschen im Ruhestand zuschneiden
  • Geforderte Arbeitszeit flexibel formulieren
  • Erforderliche Qualifikation auf das Wesentliche beschränken

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die Zielgruppe sehr heterogen ist. Daher ist es wichtig, die oben genannten Aspekte zu berücksichtigen, damit es am Ende zwischen Angebot und Nachfrage „matcht“. Ziel ist es, die Erwerbsbeteiligung von Ruheständlern, die weiterhin arbeiten möchten, in Form von Mini-, Teilzeit-, oder projektbezogene Jobs zu erhöhen.

Anette Geiger hält einen Vortrag.

Zur Nachahmung empfohlen ist auch das Angebot der Bosch Management Support GmbH (BMS), die seit 1999 ehemalige „Boschler*innen“ für zeitlich befristete Einsätze vermittelt, um beispielsweise Engpässe zu überbrücken. Ein Augenmerk liegt dabei auf dem Austausch zwischen den Generationen: Erfahrung trifft auf den Ideenreichtum der Jüngeren. Das gemeinsame Arbeiten stellt für beide Seiten eine Win-win-Situation dar. Die Diversität aus Alt und Jung führt zu optimalen Ergebnissen. BMS Geschäftsführer Manfred Baden stellte gemeinsam mit Qualitätsmanager Thomas Herbst das Projekt sowie konkrete Einsatzgebiete im BOSCH Werk Hildesheim vor. Wichtig zu erwähnen: Trotz Stellenabbau in Unternehmen, kann dies eine ergänzende Hilfe sein, da die „Ehemaligen“ lediglich für spezifische, kurzfristige Einsätze eingeplant werden.

Manfred Baden hält einen Vortrag.

Zum Schluss erinnerte Charlotte Schmithals mit ihrem lebendigen Vortrag die Teilnehmenden an den Umgang mit dem eigenen Älterwerden. Bei der HDI AG werden Mitarbeitende ab 55plus frühzeitig auf das Projekt „Bleib länger“ aufmerksam gemacht und durch Personalgespräche auf den Ruhestand vorbereitet – idealerweise viele Jahre im Voraus. Wichtig sind dabei die individuellen Gespräche, da Lebenslagen und Pläne für die Ruhestandsphase sehr unterschiedlich sind. Ziel ist die engere Unternehmensbindung durch folgende Hebel:

  • Perspektiven geben, klares Commitment der Geschäftsführung: Wir wollen euch!
  • Begleitung durch Trainings und persönliche Beratung
  • Langsames Offboarding durch generationenübergreifende Zusammenarbeit, Wissenstransfer und flexiblen Ausstieg

Möglichst lange, möglichst glücklich im Unternehmen zu bleiben, scheint Frau Schmithals bei HDI zu verfolgen. Dafür soll auch die Lernbereitschaft älterer Mitarbeitender durch spezielle Angebote und eine entsprechende Lernkultur gefördert werden. Betriebsrat und Führungskräfte werden ebenfalls im Rahmen des Projekts „Bleib länger!“ geschult.

Charlotte Schmithals hält einen Vortrag.

Alle waren sich einig: Es ist wichtig, sich im Angesicht der zahlenmäßig starken Boomer-Generation über dieses Thema auszutauschen, um sich auf die Chancen im demografischen Wandel zu fokussieren. Unser Resümee: das Format LINGA konkret THEMEN.WISSEN.AUSTAUSCH im kleinen Kreis kommt sehr gut an – nicht nur, weil wir ressortübergreifend einladen, sondern weil wir den Blick auf das lenken, was möglich ist, und positive Beispiele kurzweilig präsentieren!

Das Thema für den nächsten Austausch bei uns im Haus steht schon fest: „Pflegende Angehörige zwischen Beruf und Betreuung!“