Mit der feierlichen Abschlussveranstaltung in Vechta sind vergangene Woche die LINGA Wochen 2025 zu Ende gegangen. Die Studierenden haben sich in diesem Jahr mit dem Thema „Brägenplietschmaschin – KI im Wohnalltag von älteren Menschen“ beschäftigt. Als bestes Projekt wurde eine KI-gestützte Smart-Home-Lösung für Seniorinnen und Senioren ausgezeichnet.
Wer des Plattdeutschen mächtig ist, der weiß mit dem Begriff „Brägenplietschmaschin“ vielleicht etwas anzufangen. Allen anderen sei gesagt: Hinter dieser „Maschin“ steckt nichts anderes als die plattdeutsche Bezeichnung für Künstliche Intelligenz. Und genau darum und um die Integration von KI in den Alltag älterer Menschen ging es bei den diesjährigen LINGA Wochen, die vergangene Woche mit dem Finale in Vechta ihren Abschluss fanden.
Zur Begrüßung wies Moderatorin und LINGA-Themenmanagerin Sina Seidel darauf hin, dass die LINGA Wochen nicht nur bereits zum 15. Mal, sondern in diesem Jahr zum ersten Mal an zwei Orten stattfanden. Nach dem Start in Oldenburg sei es in Vechta weitergegangen. 34 Studierende aus sechs Fachbereichen von vier niedersächsischen Hochschulen seien in diesem Jahr dabei gewesen, um Ideen zu entwickeln, wie ältere Menschen so lange wie möglich selbstständig zu Hause wohnen bleiben können. „Wir gestalten die Zukunft mit euch, liebe Studierende“, so Seidel.
„Älter werden ist toll!”

Für ein Grußwort war Dr. Christine Arbogast, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung angereist. Älter werden sei toll, sagte sie, bringe aber auch Herausforderungen mit sich. Trotzdem solle man nicht mit Sorge auf diese Lebensphase schauen. Der soziale Aspekt in Verbindung mit den Möglichkeiten der modernen Technik sei der große Gewinn der LINGA Wochen. Technische Lösungen müssten vorangebracht werden, beispielsweise um Wohnungen barrierefrei zu gestalten. „Ich finde es großartig, dass Sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben“, sagte sie an die Studierenden gerichtet. „Machen Sie weiter. Wir brauchen Sie alle mit dem, was Sie können und was Sie einbringen.“
Vechtas Landrat Tobias Gerdesmeyer fand in seinem Grußwort ebenfalls lobende Worte für das Engagement der Studierenden. Gleichzeitig hob er hervor, dass KI-Technologien bei vielen Menschen mit Bedenken verbunden seien. Wenn durch KI beispielsweise die Gesellschaft mit Menschen ersetzt werde und dafür möglicherweise Informationen von Verstorbenen verwendet werden, sei das eine ethische Frage. Debatten darüber seien wichtig, doch die Chancen sollten mehr gesehen werden als die Gefahren. KI werde das Leben durchdringen und den Schwung aus den LINGA Wochen sollten wir alle mitnehmen.
Generationendialog ist Herzstück der LINGA Wochen

Einen kurzen Rückblick auf die vergangenen zwei Wochen gab anschließend Milena Müller, Werksstudentin bei Niedersachsen.next. Bereits beim Auftakt der LINGA Wochen am 5.5.2025 in Oldenburg bekamen die Studierenden wertvolle Impulse zum Thema KI, besichtigten das OFFIS und lernten die Living Labs kennen. Einen Tag später folgte mit dem Generationendialog das Herzstück der LINGA Wochen, bei dem der Austausch mit Mentor*innen und Senior*innen im Vordergrund stand. Nach der anschließenden zweiwöchigen Online-Phase ging es zum Endspurt nach Vechta. Hier wurden die Ideen abgeschlossen und präsentationsreif gemacht.
Den traditionellen Programmpunkt der Reflexion übernahm Dunja Grützner vom Landkreis Vechta. Mit dem Mikrofon in der Hand ging sie durch die Reihen der Teilnehmenden, um ein Meinungsbild der diesjährigen LINGA Wochen einzuholen. Von den Studierenden kam ein durchweg positives Resümee. Sie zeigten sich vor allem von der interdisziplinären Gruppenarbeit begeistert und empfanden den Austausch zwischen unterschiedlichen Bereichen als bereichernd und motivierend. Es sei „cool“ gewesen, an dem Phänomen KI mitwirken zu können.
Auch die Senior*innen blickten auf eine bereichernde Zeit zurück. KI sei die Zukunft und die wolle man mitgestalten. Außerdem sei es toll gewesen, dass mit Senioren über Senioren gesprochen wurde und das habe ganz viel Spaß gemacht.
Landkreis Vechta stiftet Preisgelder
Wie in jedem Jahr war auch in Vechta das vielzitierte „LINGA Wochen Fieber“ unter allen Beteiligten deutlich zu spüren. Als Höhepunkt der Abschlussveranstaltung wurden schließlich die besten Projekte der LINGA Wochen 2025 bekannt gegeben. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 3000 Euro wurden vom Landkreis Vechta gestiftet.

Den dritten Platz belegte das Projekt „MIRA“. Die Studierenden hatten einen sprachgesteuerten, KI-basierten Alltagsassistenten erdacht, der beispielsweise in einen Spiegel an der Wand integriert werden kann. Die Anwendung soll Tagesstruktur geben, an Medikamente und Termine erinnern, Aktivitäten und soziale Kontakte vorschlagen, Kleidungsempfehlungen geben (Wettercheck) und Fahrdienste wie Taxis oder Rufbusse organisieren können. Die Jury lobte die Stärkung der sozialen Teilhabe und den Beitrag zur Erhaltung von Gesundheit und kognitiver Verfassung. Das Team nahm ein Preisgeld von 600 Euro entgegen.

Der zweite Platz ging an die Projektgruppe „BertrugsRadar +“. Dabei handelt es sich um eine App, die ältere Menschen vor Betrugsversuchen am Telefon und an der Haustür schützen soll, und zwar durch Nummernerkennung, Gesichtserkennung und Lernmodule. Die Jury war vom Beitrag zum Erhalt der psychischen Gesundheit und der Stärkung der Selbstwirksamkeit in der häuslichen Umgebung überzeugt. Eine praktische Umsetzung dieses Beitrags scheine zeitnah realisierbar. Die Studierenden durften ein Preisgeld in Höhe von 900 Euro entgegennehmen.
Projekt „Smarter Huus” gewinnt LINGA Wochen 2025

Als Siegerprojekt der LINGA Wochen 2025 wurde „Smarter Huus“ gekürt. Das Preisgeld von 1500 Euro ging an die fünfköpfige Gruppe, die einen Smart-Home-Ansatz entwickelte, der auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten ist. Das System beruht auf einem KI-gestützten Monitoring der Wohnumgebung durch Sensoren. Es erstellt Muster und schlägt bei Abweichungen Alarm. Das System kommuniziert mit den Anwendenden, wird zur Alltagsstütze und trägt dazu bei, dass die Menschen lange und selbstbestimmt zu Hause wohnen bleiben können. Die Jury war von der besonderen interdisziplinären Bearbeitung in diesem Projekt begeistert. Sie lobte den integrativen und innovativen Ansatz und die breiten Einsatzmöglichkeiten.
Die LINGA Wochen 2025 gingen mit der traditionellen Staffelstabübergabe an die Ausrichter im kommenden Jahr zu Ende. Vechtas Landrat Gerdesmeyer übergab das Holz an Yvonne Hobro, Erste Kreisrätin in Lüneburg. Thematisch wird es im kommenden Jahr um pflegende Angehörige und Zugehörige gehen.
Zum Abschluss wurden alle Teams, ob mit oder ohne Auszeichnung, dazu ermutigt, am „Ageing with Tech Festival“ in Hamburg und an den SENovation Awards teilzunehmen und ihre Ideen weiterzuverfolgen.
Impressionen LINGA Wochen 2025
(Fotos: Niedersachsen.next, Landkreis Vechta)