KI kann vieles leisten, aber sie muss menschenzentriert gestaltet werden. Wie ein Referent es so treffend auf den Punkt brachte: „Die Nutzer*innen haben recht – die KI muss flexibel sein und sich anpassen, nicht umgekehrt.“ Am 20.11.2024 haben wir gemeinsam mit dem Niedersachsenbüro – Neues Wohnen im Alter eine spannende Veranstaltung auf die Beine gestellt, die zum Nachdenken anregen und neue Perspektiven eröffnen sollte. Im Mittelpunkt: Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Bedeutung für ein gutes Leben im Alter.

Der Tag begann nach der Begrüßung von Delia Balzer und Susanne Knaak mit spannenden Beiträgen, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten. Tanja Föhr von der FÖHR Agentur für nachhaltige Innovationskulturen nahm uns mit auf eine Reise in die Anfänge der KI und zeigte, wie sich die Technologie über die Jahre entwickelt hat – nachzulesen auch in ihrem sehr anschaulichen Booklet „Die Entwicklung und Zukunft der KI – Teil1“. Dr. Larbi Abdenebaoui vom OFFIS – Institut für Informatik ergänzte mit Einblicken in aktuelle Forschungs- und Anwendungsprojekte, die Menschen konsequent in den Mittelpunkt stellen. So z.B. beim Projekt BUKI, das den Zugang zu öffentlichen Diensten verbessert. BUKI steht dabei für „bürgerfreundliche Dokumentenausfüllung basierend auf KI“ – hier bekommen Sie weitere Informationen.

Anfassen und Erleben

Ein echtes Highlight war unsere Technik Area, die während der Mittagspause zum Entdecken und Erleben einlud. Unterstützung hatten wir uns dafür von unseren Niedersachsen.next Kolleginnen von der Digitalagentur sowie Startup eingeholt. An elf Infoständen fand ein buntes Treiben statt. So tauschten sich die älteren Menschen mit engagierten jungen Startups aus, oder die Aussteller selbst gingen zum Nachbarn und informierten sich über neue Forschungsprojekte. Es hat sich mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist, Unternehmen mit Wissenschaft und Nutzergruppen zusammenzubringen, um gemeinsam über Produkte und Anwendungsszenarien zu diskutieren. Durch die vielfältige Mischung aus Forschungsbereichen, Kompetenzen und Schwerpunkten konnten sich die Teilnehmenden ein breit gefächertes Bild der Einsatzmöglichkeiten von KI im Leben Älterer machen und diese auch ausprobieren.

Mit dabei waren:

Blick in die Veranstaltungs-Location von Mit KI an meiner Seite

Den Abschluss bildete eine spannende Talkrunde, in der Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen ihre Perspektiven teilten. Susanne Knaak vom Niedersachsenbüro – Neues Wohnen im Alter, Dr. phil. Frank Ursin von der Medizinischen Hochschule Hannover, Patrick Ney vom Fachbereich Senioren der Stadt Hannover und Prof. Dr. Selma Saidi von der Technischen Universität Braunschweig waren sich einig: Um das Potenzial von KI wirklich zu nutzen, müssen wir nicht nur technische, sondern auch soziale Innovation in den Fokus rücken. Wichtig wären solche Austauschformate, um die Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz kennenzulernen und sich als Bürgerin und Bürger einzumischen.

LINGA Event Mit KI an meiner Seite - Zusammenfassung von Tanja FöhrAls neuen Kollegen stellte uns Tanja Föhr die KI-Technologie in ihrem Impulsvortrag „Wir müssen reden“ an die Seite. Denn auch in der Zusammenarbeit mit dem digitalen Büronachbarn brauchen wir Regeln. „Vertrauen“ können wir eigentlich nur Menschen, aber wir verlassen uns auf die Technik – was braucht es also, um zu vertrauen? Kontrolle und Zertifikate, oder Erfahrung und Empfehlung von Dritten, oder ein deutsches Produkt? Es ist wichtig, das Vertrauen und die Technologieakzeptanz in KI-basierte assistive und autonome Systemtechnologien durch erhöhte Zuverlässigkeit und Sicherheit zu erhöhen! Vor allem müssen wir altersgerechte Technologien nicht für die Älteren entwickeln, sondern mit ihnen. Wie das gelingen kann, haben die Aussteller vielfältig dargestellt.

Ein herzliches Dankeschön an alle Referierenden, Ausstellenden und Teilnehmenden, die diesen Tag so bereichernd gemacht haben. Gemeinsam haben wir gezeigt: KI kann Teilhabe, Unterstützung und ein gutes Altern ermöglichen. Tanja Föhr hat die Ergebnisse und Talk-Themen wunderbar grafisch festgehalten. Und eine Seniorin hat einen Hinweis in Richtung Forschung und Entwicklung gebracht, da ihr ein Thema gefehlt hatte: „Wo ist das autonome Fahren? Wir Älteren warten darauf!“…wenn das nicht genug Stoff für eine nächste Veranstaltung ist? LINGA bleibt am Ball und steckt längst in den Vorbereitungen für die LINGA Wochen 2025.

KI auf platt: Brägenplietschmaschin

Ab dem 5.5.2025 werden die bis dato 15. LINGA Wochen stattfinden. Nach einer zweitägigen Auftaktveranstaltung im OFFIS in Oldenburg sowie zweiwöchiger digitaler Arbeitsphase erfolgt vom 21. – 23. Mai 2025 in Vechta ein analoger Sprint zum Abschluss mit  50 Studierenden. Unter dem Motto „Der Nachwuchs forscht für das Alter“ wird das Thema „Brägenplietschmaschin – KI im Wohnalltag von älteren Menschen – Technik, die hilft und die Gesundheit erhält!“ bearbeitet. Dazu werden im Rahmen der LINGA Wochen – nach dem bewährten Konzept der Interdisziplinarität – Projekt-, Konzept- oder Produktideen entwickelt werden.

Die Studierenden werden in kleinen Teams Anwendungsszenarien für KI im Wohnalltag gestalten. Und sich folgenden Fragen stellen: Wie können Ältere für das Thema begeistert werden? Muss die Usability von technischen Geräten optimiert werden? Gemeinsam mit dem Landkreis Vechta sorgt LINGA für eine mögliche Umsetzung der einen, oder anderen Idee. Tragen Sie sich den Termin am 23. Mai in Vechta ein und lassen Sie sich live von den innovativen Ideen der studentischen Teams begeistern.

Teilnehmende bei Mit KI an meiner Seite im gespräch

Ratgeber KI für ein gutes Altern

Das Projekt „KI für ein gutes Altern“, in dessen Rahmen diese Veranstaltung durchgeführt wurde, vermittelt älteren Menschen und Seniorenorganisationen Kompetenzen rund um das Thema „Künstliche Intelligenz“. Es möchte dazu beitragen, dass ältere Menschen sich in aktuellen Diskussionen über ChatGPT, Mustererkennung oder selbstlernende Algorithmen aktiv einbringen können, und dafür sorgen, dass sie in Forschung und Entwicklung von KI-Systemen stärker wahrgenommen und berücksichtigt werden.

„KI für ein gutes Altern“ ist ein Projekt der BAGSO Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. und wird von 2023 bis 2025 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Frauen gefördert. Weitere Informationen auf ki-und-alter.de. Der Ratgeber bietet einen Einstieg in das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Ausgehend von den Lebenswelten und Interessen älterer Menschen zeigt er auf, wo KI-basierte Technologien im Alltag bereits präsent sind. Er erklärt, wie Sprachassistenten funktionieren und nennt Beispiele, wie KI-Systeme die Lebensqualität Älterer zuhause oder in der Gesundheitsvorsorge unterstützen können. Die dritte Auflage wurde erweitert um Interviews zu ethischen Fragestellungen rund um den Einsatz von KI. Hinzugekommen sind Einblicke in die Arbeit von 42 KI-Lernorten sowie ein Kapitel zu KI, die Texte und Bilder generiert. Der Ratgeber kann ab sofort wieder kostenlos bei der BAGSO bestellt werden und steht auch zum Download zur Verfügung.

 

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