Mit der Studie „D21-Digital-Index“ wird jährlich ein Lagebild zur Digitalen Gesellschaft in Deutschland erstellt. Auch in diesem Jahr wurde untersucht, wie die Gesellschaft mit den sich stetig ändernden und wachsenden Anforderungen durch die Digitalisierung zurechtkommt. Das Ergebnis: Die Deutschen sind für den digitalen Wandel unterschiedlich gut gerüstet. Niedrig Gebildete und Ältere profitieren deutlich seltener von der Digitalisierung als höher Gebildete.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Bürger/-innen haben kein klares Bild

Die Studie erfasste systematisch die Perspektive der Bürger/innen auf digitale Nachhaltigkeit. Dabei zeigt sich, dass es den Menschen nicht leichtfällt, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die ökologische Nachhaltigkeit und die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge einzuschätzen. Ein gutes Drittel (34 Prozent) der Bevölkerung glaubt, dass die Digitalisierung insgesamt einen eher positiven Einfluss auf die Umwelt hat, ein weiteres gutes Drittel (35 Prozent) glaubt, dass negative Auswirkungen überwiegen. Den größten Hebel für ökologisch nachhaltigere Digitalisierung sehen 33 Prozent in wissenschaftlichem Fortschritt und neuen Technologien. Deutlich weniger Menschen denken, dass politische Regulierungen oder wirtschaftliche Maßnahmen den größten Beitrag zu einer nachhaltigeren Digitalisierung leisten können. Jede bzw. jeder Fünfte glaubt, dass der individuelle Beitrag durch das eigene digitale Verhalten am meisten zur Schonung der Umwelt beitragen kann. Vor allem die Bevölkerungsgruppen, die nach eigener Meinung am stärksten von der Digitalisierung profitieren, sagen gleichzeitig, dass es ihnen schwerfallen würde, ihr eigenes digitales Verhalten zum Wohle der Umwelt zu ändern.

Arbeitswelt: Digitale Kompetenzen essenziell – doch zu wenig Fortbildungsangebote

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit digitaler Kompetenzen im Berufsleben steigt weiter an: 79 Prozent der Bürger/-innen glauben, dass man ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Gleichzeitig denken nur 34 Prozent, dass Schulen ausreichende digitale Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Insgesamt empfindet mehr als jede bzw. jeder Vierte (27 Prozent) ständigen Druck, mit den Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten zu müssen. Berufstätige stimmen hier deutlich häufiger zu als Nichtberufstätige (31 zu 20 Prozent), Teilzeitkräfte mit 35 Prozent noch häufiger.

Die Studie D21-Digital-Index bescheinigt der Bevölkerung insgesamt ein mittleres Niveau an digitalen Kompetenzen. Während Basiskompetenzen noch über alle Bevölkerungsgruppen hinweg weit verbreitet sind, sind komplexere Fähigkeiten deutlich geringer ausgeprägt und wenn, dann vor allem bei Bürger/-innen mit hohem Bildungsniveau.

Beim Kompetenzerwerb liegen Fort- und Weiterbildung deutlich hinter informellem Lernen zurück. Nur 16 Prozent erhalten bezahlte Fort- und Weiterbildungen durch Arbeitgeber/-innen, 17 Prozent greifen auf kostenlose Angebote zurück. 69 Prozent bringen sich hingegen neue Kompetenzen selbst durch Ausprobieren bei, 65 Prozent holen sich Hilfe bei Familie, Bekannten oder Kolleg/-innen.

Digitalisierung wird zum Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts

59 Prozent der Bürger/-innen haben das Gefühl, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Dabei spielt Bildung eine entscheidende Rolle, nur eine Minderheit der Bürger/-innen mit niedrigem Bildungsabschluss glaubt, von der Digitalisierung zu profitieren – aber eine deutliche Mehrheit der Menschen mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss. Auch das Alter spielt hier eine zentrale Rolle: Rund zwei Drittel oder mehr Menschen der Generationen X, also heute 41 bis 55 Jahre alt, oder jünger, erkennen in der Digitalisierung einen Vorteil für sich, bei Babyboomer/-innen und der Nachkriegsgeneration knapp die Hälfte und in der Generation bis 1945 nur noch ein Viertel.

82 Prozent der Bürger/-innen nutzen mittlerweile soziale Medien – deren Einfluss auf die Gesellschaft wächst also immer stärker und die Technologie ist endgültig in der Breite der Gesellschaft angekommen. Das verändert die Art, wie die Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen und aufnehmen. Nur 56 Prozent der Befragten glauben, dass sie sicher Fehlinformationen erkennen können. 28 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie – in den neuen Bundesländern mit 34 Prozent sogar deutlich mehr.

Digitalisierungsgrad steigt in allen Teilen der Bevölkerung – Generation bis 1945 steht überwiegend im digitalen Abseits

Der aktuelle Digital-Index liegt bei 63 von 100 Punkten (+3 Punkte im Vergleich zum Vorjahr). Dabei unterscheiden sich einzelne Gruppen deutlich: Bürger/-innen mit mittlerer Bildung holen weiter zu den hoch Gebildeten auf (67 zu 74 Punkte), dahinter liegen niedrig Gebildete mit 46 Punkten. Große Unterschiede zeigen sich beim Alter: Die Generationen Z, Y und X weisen mit 75, 72 bzw. 70 Punkten einen hohen Digitalisierungsgrad auf, Babyboomer/-innen und Nachkriegsgeneration mittlere Werte (58 bzw. 51 Punkte), die Generation bis 1945 (aktuell 76 Jahre oder älter) steht deutlich im digitalen Abseits mit 27 Punkten. Auch Berufstätigkeit (Berufstätige insgesamt: 71 Punkte, Bürojobber/-innen: 78 Punkte, Nichtberufstätige: 52 Punkte) wirkt sich auf den Digital-Index aus. Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden dagegen zunehmend geringer (Frauen: 60 Punkte, Männer: 66 Punkte).

Über die Studie „D21-Digital-Index“

Die Studie D21-Digital-Index misst seit 2013 jährlich in einer Kennzahl den Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung. Sie gibt Auskunft darüber, wie gut einzelne Gruppen und die Gesellschaft insgesamt mit den steigenden Anforderungen des digitalen Wandels Schritt halten. Der D21-Digital-Index ist eine Studie der Initiative D21, wird durchgeführt von Kantar und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Weitere Informationen zur Studie sowie den Ergebnissen gibt es hier.

(Quelle: Initiative D21 | Bild: Unsplash/Marvin Meyer)