Mit viel Bergbauatmosphäre und einem kräftigen „Glückauf“ sind vergangene Woche die LINGA Wochen in Helmstedt zu Ende gegangen. Studierende unterschiedlicher Fachgebiete hatten zwei Wochen lang gegrübelt und geforscht, wie der ehemalige Braunkohletagebau im Helmstedter Revier in das attraktive Naherholungsgebiet Lappwaldsee für ALLE umgewandelt werden kann. Am Ende gewann ein Projekt, bei dem die Idee von individuell gestaltbaren schwimmenden Inseln entwickelt wurde. Zur Preisverleihung war extra Niedersachsens Sozialminister Dr. Andreas Philippi angereist.

Das LINGA Wochen-Fieber hat sich in diesem Jahr in Helmstedt ausgebreitet, denn die LINGA Wochen, die interdisziplinären studentischen Projektwochen, bei denen der Nachwuchs für das Alter forscht, waren in diesem Jahr in der Stadt im Osten Niedersachsens zu Gast. Das Thema lautete „Vom Tagebau zum Lappwaldsee – Tourismus für ALLE im Helmstedter Revier“. Nachfolgende Generationen sollten dort Vergangenheit und Gegenwart erleben können. Die teilnehmenden Studierenden aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen waren dazu aufgerufen, kreative Konzepte für eine touristische Nachnutzung des ehemaligen Braunkohletagebaus zu finden, und das bestenfalls generationenübergreifend und barrierefrei.

Thema 2024: „Vom Tagebau zum Lappwaldsee – Tourismus für ALLE im Helmstedter Revier“

Balzer spricht bei den LINGA Wochen 2024.
LINGA Projektleiterin Delia Balzer nahm die Anwesenden mit auf eine Reise durch die zweiwöchigen Projektwochen.

Delia Balzer, Projektleiterin der LINGA, verdeutlichte zu Beginn der Abschlussveranstaltung in Helmstedt, dass die Projektwochen, die in diesem Jahr bereits zum 14. Mal stattfanden, nicht nur interdisziplinär, sondern geradezu transdisziplinär gewesen seien. So sehr hätten sich die Studierenden mit Feuereifer in die Thematik gestürzt. Und genau diese bunte Mischung an Fachgebieten mache die LINGA Wochen aus.

In einem kleinen Rückblick nahm Balzer die Anwesenden mit auf eine Reise durch die vergangenen zwei Wochen. Den Auftakt bildeten zwei Präsenztage in Helmstedt am 15. und 16. Mai 2024. Die Studierenden gingen auf Erkundungstour durch die Stadt und entlang des Lappwaldsees, bekamen einen Workshop zum Thema Geschäftsmodellentwicklung und wertvolle Impulse in Sachen Design Thinking. Beim traditionellen Generationencafé kamen die Teilnehmenden mit der älteren Generation sowie mit Institutionen, Vereinen und Branchen zusammen. Insgesamt waren 20 Mentorinnen und Mentoren dabei. Es habe reges Treiben geherrscht. Nach und nach bildeten sich die Teams und die ersten Ideen entstanden – Das LINGA Wochen-Fieber war in vollem Gange.

Nach einer zwölftägigen Onlinephase kamen die acht studentischen Teams am 29. Mai wieder in Helmstedt zusammen, um ihre Ideen und Projekte in einem analogen Sprint zu finalisieren und präsentationsreif zu machen. Es gab viel Feedback, auch vom Altersexperten Frank Leyhausen zum Thema AgeTech und Universal Design, und ganz neue Perspektiven eröffnete die Nutzung des Alterssimulationsanzugs ERNA.

Das Feedback aus den Reihen der Teilnehmenden fiel durchweg positiv aus. „Ich finde es gut, wenn junge Leute aus anderen Regionen etwas für uns entwickeln und ich hoffe, dass es Früchte trägt“, sagte Wulf Hein vom Seniorenbeirat Helmstedt.

Philippi: Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig sein

Minister Philippi bei den LINGA Wochen 2024.
Für ein Grußwort beim Abschluss der LINGA Wochen 2024 war Niedersachsens Sozialminister Dr. Andreas Philippi angereist. 

Für den offiziellen Teil der Abschlussveranstaltung am 31. Mai war eigens Niedersachsens Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, angereist. In seinem Grußwort machte er deutlich, dass in Niedersachsen derzeit jeder vierte Mensch älter als 60 Jahre sei und darauf müsse man sich einstellen. Die Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig sein, zu Hause leben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Dazu gehöre auch das Reisen, denn dies bringe Erfahrung, Begegnung und Erholung. Deswegen sei das Naherholungsgebiet Lappwaldsee eine Chance für exzellente Ideen. Tourismus für alle sei ein hoher Anspruch, doch wenn das funktioniere, sei das eine gute Perspektive für die Zukunft. Philippi dankte der LINGA für die Organisation und bekannte sich als „Fan der LINGA“.

Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert begrüßte die Anwesenden mit einem kräftigen „Glückauf!“ und machte deutlich: „Ich finde Ihr Engagement ganz hervorragend.“ Vom Lappwaldsee erzählte er, wie sich in den vergangenen Jahren das große Tagebauloch allmählich mit Wasser gefüllt und in eine „fantastische blaue Fläche“ verwandelt habe. Für dieses tolle Zukunftsprojekt habe er zwei Wünsche: Einen Glastunnel unter Wasser entlang des alten Grenzverlaufs und eine Fahrt mit dem Mississippidampfer von einem Ufer zum anderen.

Vor der Preisverleihung hatte LINGA Projektleiterin Balzer noch eine Überraschung. Ein kleiner Geburtstagskuchen mit Kerzen ging an Björn Kemeter, den für die LINGA zuständigen Referatsleiter aus dem Niedersächsischen Sozialministerium, denn die LINGA feierte auf den Tag genau ihren 18. Geburtstag und damit die Volljährigkeit. „Wenn man sich die letzten Jahre so anschaut, ist das schwer zu toppen“, sagte Kemeter. „Weiter so!“

Wirtschaftsregion Helmstedt stiftet Preisgelder für die drei besten Teams

Jetzt wurde es spannend. Die Verleihung der Preise an die drei bestplatzierten Teams der LINGA Wochen 2024 übernahm jeweils ein Mitglied der Jury. Die jeweiligen Preisgelder wurden von der Wirtschaftsregion Helmstedt GmbH als regionalem Partner gestiftet.

Die Drittplatzierten bei den LINGA Wochen 2024.
Platz drei ging an das Projekt „Erlebnisort Lappwaldsee-Helmstedt – Ein Ort für die ganze Familie. Zum Regenerieren und Entspannen“, ein Projekt von David Albert Werra (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften/Führung in Dienstleistungsunternehmen), Sarah Weber (hochschule 21/Architektur), Ajka Memic (Universität Vechta/Gerontologie) und Denise Buchholz (Jade Hochschule/Tourismusmanagement).

Den dritten Platz verkündete Horst-Dieter Dörr, Vorsitzender des Landesseniorenbeirats Niedersachsen e.V.. Er übergab den mit 500 Euro dotierten dritten Preis an die Projektgruppe „Erlebnisort Lappwaldsee-Helmstedt – Ein Ort für die ganze Familie. Zum Regenerieren und Entspannen“. Die vier Studierenden hatten ein ganzes Paket an Verbesserungsvorschlägen erdacht. Dazu gehörten eine Modernisierung des Rundwegs mit Beleuchtung, Blindenleitsteinen, Spielgeräten, Erlebnisstationen, WCs und Infotafeln sowie ein Stall mit Tieren zur Landschaftspflege und als Streichelzoo. Die Hauptidee bestand aus dem „Glückauf-Express“, einem schwimmenden Café, das die Gäste von verschiedenen Anlegestellen am See abholt, barrierefrei und mit Elektroantrieb. Die Jury zeigte sich beeindruckt von den zeitlosen und innovativen Elementen und der Idee der Tiere zur Landschaftspflege.

Studierende präsentieren sich bei den LINGA Wochen 2024.
Den zweiten Platz belegte „Zukunft auf alten Pfaden: Floßfahrten am Lappwaldsee“, ein Projekt von Karol Janssen (hochschule 21/Architektur), Friederike Meyer (Jade Hochschule/Tourismusmanagement), Niclas Hemmerling (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften/Führung in Dienstleistungsunternehmen) und Styve Tchoumi Wagueu (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften/Digital Technologies).

Den zweiten Preis und das damit verbundene Preisgeld von 1000 Euro übergab Britta Niewerth, Leiterin des städtischen Kindergartens Helmstedt, an die Gruppe „Zukunft auf alten Pfaden: Floßfahrten am Lappwaldsee“. Bei diesem Projekt ging es um autonom fahrende Flöße auf dem See, die selbstständig verschiedene Anlegepunkte ansteuern und in die die Gäste nach dem Hop-on/Hop-off-Prinzip ein- und aussteigen können. Die barrierefrei zugänglichen Flöße sollen über Solardächer klimaneutral angetrieben werden und könnten in den Öffentlichen Personennahverkehr integriert werden. Über eine App mit dem Namen „LAPP“ sollen Services wie ein Bezahlsystem sowie Geschichte und Infos zum Lappwaldsee vermittelt werden. Der Jury gefiel die Verbindung von alt und neu und die Einbindung der Digitalisierung.

Bestes Projekt 2024 wird „Glückauf dem Lappwaldsee – Grenzenlose Erlebnisinseln“

Fünf Studierende bei den LINGA Wochen 2024.
Das beste Team der LINGA Wochen 2024 wurde „Glückauf dem Lappwaldsee – Grenzenlose Erlebnisinseln“, ein Projekt von Simon Beccari (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften/Führung in Dienstleistungsunternehmen), Rhoda Dumke (hochschule 21/Architektur), Anastasia Kapatschinski (Jade Hochschule/Tourismusmanagement), Judith Crone (Universität Vechta/Gerontologie) und Kira Neunning (hochschule 21/Architektur).

Zum besten Projekt der LINGA Wochen 2024 wurde „Glückauf dem Lappwaldsee – Grenzenlose Erlebnisinseln“ gekürt. Der mit 1500 Euro dotierte erste Preis wurde von Thomas Klein, dem Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Helmstedt, übergeben. Die fünfköpfige Gruppe hatte die Idee von schwimmenden Inseln entwickelt, die individuell gestaltet und modular angeordnet werden können. Das Zentrum bildete eine schwimmende Badeinsel, die in sich geschlossen sein und damit eine gute Wasserqualität gewährleisten sollte. Zur Barrierefreiheit tragen Rampen und ein Stuhllift bei. Durch die schwimmende Konstruktion würde sich die Insel über die Jahre dem steigenden Wasserspiegel anpassen. Denkbar seien auch andere Module mit Spielplätzen, einer Freilichtbühne oder zur Vermittlung der Reviergeschichte. Die Inseln sollten entlang der ehemaligen Grenze angeordnet werden, sich dagegen bei Gestaltung und Ausführung keine Grenzen setzen. „Da ist alles drin. Ein tolles Konzept“, lobte die Jury.

Zur Tradition der LINGA Wochen gehört mittlerweile auch die Staffelstabübergabe an die gastgebende Region im folgenden Jahr. Und so drückte Bürgermeister Schobert dem extra angereisten Ersten Kreisrat vom Landkreis Vechta, Hartmut Klein, das Rundholz in die Hand. In der Region Vechta im Norden Niedersachsens werden die LINGA Wochen 2025 in Kooperation mit dem OFFIS Institut Oldenburg zu Gast sein. „Wir sind schwer beeindruckt“, sagte Heinen mit Blick auf die diesjährigen Projekte und gab einen Ausblick auf das Thema im kommenden Jahr, dass sich mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Wohnumfeld von älteren Menschen beschäftigen soll. Und so gingen die diesjährigen LINGA Wochen mit glücklichen Studierenden, viel Applaus, einem „Glückauf Helmstedt“ und einem „Moin Vechta“ zu Ende.

Unsere Themenmanagerin Sina Seidel kümmert sich jetzt gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern um die Umsetzung der einen oder anderen LINGA Wochen-Idee. Vielleicht ist „the next big thing“ für Niedersachsen als touristisches Ziel dabei. Wir werden berichten.

Impressionen LINGA Wochen 2024

Logos der Organisatoren und Partner der LINGA Wochen 2024.

Logos der beteiligten Hochschulen der LINGA Wochen 2024.

(Fotos: Wirtschaftsregion Helmstedt GmbH)